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Brummeskerscher Platt

Brummeskerscher Platt

 

Bromskirchen liegt sehr nahe an einer Sprachgrenze, der so genannten "Benrather Linie", die die hochdeutschen (lautverschobenen) und die niederdeutschen (nicht-lautverschobenen) Mundarten voneinander trennt. Diese Sprachgrenze verläuft ungefähr von Aachen über Köln, Kassel, Magdeburg, Berlin bis nach Frankfurt (Oder). Südlich dieser Linie wird das Verb "machen" hochdeutsch mit "ch" ausgesprochen, nördlich davon niederdeutsch mit "k" (maken). Das Bromskircher Platt an sich gehört dabei zu den hochdeutschen Mundarten und wird hierbei zu der Gruppe der rheinfränkischen Dialekte gezählt, deren Sprachraum sich über den größten Teil von Hessen bis in die Kurpfalz erstreckt. Auch wenn innerhalb dieses Gebietes eine große Variation in der Aussprache der Vokale und in der Sprachmelodie herrscht, so gleichen sich doch viele Worte. Beispielsweise sagt man in Bromskirchen ebenso "Appel" zu "Apfel" und "Pund" zu "Pfund" wie in Gießen, Frankfurt oder Mannheim. Ein großer Unterschied besteht jedoch zu den Mundarten nördlich der Benrather Linie (im benachbarten Sauerland), wo das Niederdeutsche in Worten wie "wat" (was), "dat" (das) oder "laopen" (laufen) viel stärker hervortritt.

 

 

Die "Benrather Linie" (rot markiert) als Sprachgrenze zwischen den niederdeutschen und den hochdeutschen Mundarten. Bromskirchen mit seinem Platt liegt eng auf der südlichen Seite dieser Linie.

 

Innerhalb der rheinfränkischen Dialektgruppe, die die südöstlichste Gruppe des sogenannten "Rheinischen Fächers" ist, gehört das Bromskircher Platt wiederum zu den mittelhessischen Mundarten und grenzt sich damit deutlich von den südhessisch-pfälzischen Dialekten im Rhein-Main-Gebiet ab. Schon zum benachbarten Edertal hin bestehen deutliche Unterschiede bei den Vokallängen, z.B. wird hochdeutsch „Kuchen“ in Bromskirchen "Küüchen" (lang), im Edertal "Küche" (kurz) ausgesprochen. Ebenso ist es bei "eingeladen". In Bromskirchen sagt man "enngeloaden" (langes offenes o), im Edertal "engelott" (kurzes offenes o). Mit den im Allgemeinen als "Hessisch" bezeichneten südhessischen Mundarten hat das Bromskircher Platt wenig klangliche Gemeinsamkeiten.

 

So wie in anderen Mundarten auch haben sich im Bromskircher Platt Wörter erhalten, deren Wortwurzel sich von der Wortwurzel des entsprechenden standarddeutschen Wortes unterscheidet. Hinwiese auf die im Platt verwendete Wortwurzel finden sich allerdings manchmal in anderen europäischen Sprachen. Dies ist beispielsweise bei dem Plattwort "äsdemiern" der Fall, was "(wert-)schätzen" oder "würdigen" bedeutet. Die Wurzel liegt im lateinischen Wort "aestimare" ("schätzen") und ist sehr deutlich in dem französischen Verb "estimer" oder im englischen "to estimate" zu erkennen (dort allerdings mit der Bedeutung "abschätzen"). Andere Beispiele sind "Forke" für (Heu-)gabel, dessen Wortwurzel im englischen "fork" oder im französischen "fourchette" wiedererkennbar ist, sowie das Wort "Jast" für Hefe, die im Englischen mit "yeast" bezeichnet wird. Vermutlich aus napoleonischer Zeit finden sich einige französische Lehnwörter im Bromskircher Platt wie "Schosse" (Straße – chaussée) oder Schässlong (Sofa – chaise longue). Hier liegt auch der Ursprung der Bezeichnung "Ausrappeler" für den Ortsdiener. Auf Französisch bedeutet "rappeler" bzw. "appeler" "erinnern" bzw. "rufen": Der "Ausrappeler" ist der "Ausrufer". Ein Kuriosität in unserem Platt sind die aus dem Jiddischen entlehnten Wörter wie "Betzel" und "Jippe" für Mütze und Jacke, die nur in unserer Region verstanden werden.

 

Im Gegensatz zum süddeutschen Raum werden Mundarten in unserer Region von immer weniger Menschen aktiv gesprochen. Zumeist ist dies die ältere ortsgebundene Generation. Ein Anstoß für diese Entwicklung war sicherlich die in unserem Raum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchgeführte Schulreform, nach der auf Standarddeutsch (anfangs als Fremdsprache!) unterrichtet werden musste. In anderen deutschen Staaten fand diese Reform oftmals erheblich später statt, weswegen die örtlichen Mundarten in diesen Gebieten heute noch präsenter sind. Aber auch moderne Entwicklungen wie steigende Mobilität und Globalisierung führen zum Zurückweichen der regionalen Identitäten. Die jüngeren Leute können den Dialekt oft noch verstehen, sind aber nicht mehr sprachsicher. Platt wird deshalb mittelfristig in unserem allgemeinen Sprachgebrauch nicht mehr existieren. Ob diese Situation zu bedauern ist, sei dahingestellt. Für eine hinreichende berufliche Qualifikation ist es heute oftmals wichtiger, Weltsprachen wie Englisch zu beherrschen als heimische Dialekte. Dennoch ist es in unserer modernen Welt unverändert wichtig, seine angestammten Wurzeln auch in sprachlicher Hinsicht nicht zu vergessen. Hierzu sollen die Mundartaktivitäten des Vereins Historisches und Kulturelles Bromskirchen e.V. beitragen.

 

Eric Mankel

 

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